Histamin: Ein entscheidender Bestandteil biologischer Prozesse
Histamin ist ein entscheidender Bestandteil vieler biologischer Prozesse im Körper. Es spielt eine wichtige Rolle in der Immunantwort und der Regulierung von Entzündungen. Allerdings kann eine Überempfindlichkeit oder eine Unfähigkeit, Histamin abzubauen, zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Eine Histaminunverträglichkeit kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, aber durch die richtige Ernährung, Lebensstiländerungen und medizinische Unterstützung können Betroffene lernen, mit ihren Symptomen umzugehen.
Individuelle Ansätze zur Behandlung und Prävention sind entscheidend, um die Auswirkungen von Histaminunverträglichkeit zu minimieren. Indem Sie die Kontrolle über Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil übernehmen, können Sie Ihre Gesundheit verbessern und Ihre Lebensqualität steigern. Suchen Sie bei Bedarf ärztliche Hilfe und Unterstützung, um die besten Strategien für Ihre spezifische Situation zu finden.
Probiotika und ihre Rolle bei Histaminunverträglichkeit
Neben den traditionellen Behandlungsansätzen gibt es zunehmend Interesse an der Rolle von Probiotika in der Behandlung von Allergien und Histaminunverträglichkeiten. Insbesondere die Wirkung von Bifidobacterium longum hat sich als vielversprechend erwiesen. Aktuelle Studien zeigen, dass probiotische Bakterien wie Bifidobacterium longum und Bifidobacterium infantis nicht nur bei entzündlichen Darmerkrankungen, sondern auch bei allergischen Erkrankungen eine potenzielle Rolle spielen können.
Auswirkungen auf allergische Reaktionen
Die orale Gabe einer Mischung aus Bifidobacterium longum und Bifidobacterium infantis hat in Modellen für Nasenallergien gezeigt, dass diese Probiotika in der Lage sind, die Histamin-Signalübertragung zu unterdrücken und allergiebedingte Symptome signifikant zu verringern. Diese Forschung eröffnet neue Perspektiven für die Verwendung von Probiotika als Therapieoption für Allergien und könnte insbesondere für Patienten mit Histaminunverträglichkeit von großem Nutzen sein.
Die Mechanismen, durch die Probiotika die Histamin-Signalübertragung beeinflussen, sind noch nicht vollständig verstanden. Es wird jedoch angenommen, dass sie die Immunantwort modulieren und entzündliche Reaktionen dämpfen können, was zu einer Verringerung der Histaminfreisetzung und damit der Symptome führt.
Wie kann ich erkennen, ob ich eine Histaminunverträglichkeit habe?
Eine Histaminunverträglichkeit zu erkennen, kann schwierig sein, da die Symptome oft unspezifisch sind und anderen Erkrankungen wie Allergien, Reizdarmsyndrom oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten ähneln. Hier sind die wichtigsten Schritte, um eine Histaminunverträglichkeit zu erkennen:
1. Typische Symptome beachten-Wie reagiert der Körper bei zuviel Histamin?
Histaminunverträglichkeit kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern, die oft nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel auftreten. Häufige Symptome sind:
Verdauungsbeschwerden: Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit.
Hautreaktionen: Juckreiz, Rötungen, Nesselsucht (Urtikaria), Hautausschlag.
Kopfschmerzen oder Migräne: Besonders nach dem Verzehr von Wein, Käse oder Schokolade.
Atemwegsbeschwerden: Schnupfen, verstopfte Nase, Asthma-ähnliche Symptome.
Herz-Kreislauf-Probleme: Herzrasen, niedriger Blutdruck, Schwindel.
Allgemeine Beschwerden: Müdigkeit, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen.
2. Symptom-Tagebuch führen
Führe ein Ernährungs- und Symptom-Tagebuch, um Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensmitteln und Beschwerden zu erkennen. Notiere:
Was du gegessen hast.
Welche Symptome aufgetreten sind.
Wie lange nach dem Essen die Symptome begannen.
3. Histaminarme Ernährung testen
Probiere für 2–4 Wochen eine histaminarme Ernährung aus. Vermeide dabei histaminreiche Lebensmittel wie:
Gereifte Käsesorten (z. B. Parmesan, Camembert).
Geräuchertes Fleisch und Wurstwaren (z. B. Salami, Schinken).
Fermentierte Lebensmittel (z. B. Sauerkraut, Sojasauce).
Alkohol (insbesondere Rotwein und Sekt).
Bestimmte Gemüsesorten (z. B. Tomaten, Spinat, Avocado).
Fischkonserven und lang gelagerter Fisch.
Beobachte, ob sich deine Symptome während dieser Zeit verbessern.
4. Provokationstest
Nach der histaminarmen Phase kannst du gezielt histaminreiche Lebensmittel wieder in deine Ernährung aufnehmen, um zu sehen, ob die Symptome zurückkehren. Dies sollte jedoch vorsichtig und schrittweise erfolgen, um starke Reaktionen zu vermeiden.
5. Therapeut aufsuchen
Wenn du den Verdacht auf eine Histaminunverträglichkeit hast, solltest du einen Arzt oder Heilpraktiker (z. B. Funktionelle Medizin oder ganzheitliche Medizin) aufsuchen. Der Therapeut/in kann:
Andere Ursachen für deine Symptome ausschließen (z. B. Nahrungsmittelallergien, Mastozytose, Reizdarmsyndrom).
Bluttest zur Messung der DAO-Aktivität und Histaminabbaukapazität
Ein Bluttest kann verwendet werden, um die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO) zu messen und die Fähigkeit des Körpers zu beurteilen, Histamin abzubauen. DAO ist das Hauptenzym, das für den Abbau von Histamin im Darm verantwortlich ist. Eine verminderte DAO-Aktivität kann auf eine Histaminintoleranz hinweisen, da der Körper dann nicht in der Lage ist, Histamin effizient abzubauen.
Was wird gemessen?
DAO-Aktivität: Der Test misst, wie aktiv das DAO-Enzym im Blut ist. Eine niedrige DAO-Aktivität deutet darauf hin, dass der Körper Histamin nicht ausreichend abbauen kann.
Histaminabbaukapazität: Indirekt kann die Fähigkeit des Körpers, Histamin abzubauen, abgeschätzt werden. Wenn die DAO-Aktivität niedrig ist, ist auch die Histaminabbaukapazität eingeschränkt.
Wann ist der Test sinnvoll?
Der Test kann bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz durchgeführt werden, insbesondere wenn typische Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Hautausschläge oder allergieähnliche Reaktionen nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel auftreten.
Grenzen des Tests
Der Bluttest misst die DAO-Aktivität im Blut, nicht direkt im Darm, wo das Enzym hauptsächlich wirkt. Daher kann der Test nur einen indirekten Hinweis auf die Histaminabbaukapazität geben.
Ein normaler DAO-Wert schließt eine Histaminintoleranz nicht vollständig aus, da auch andere Faktoren wie die Funktion des Enzyms HNMT oder die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Histamin eine Rolle spielen können.
Was tun bei niedriger DAO-Aktivität?
Ernährung anpassen: Histaminreiche Lebensmittel wie gereifter Käse, Wurst, Alkohol und fermentierte Produkte meiden.
Probiotika: Aktuelle Studien zeigen, dass probiotische Bakterien wie Bifidobacterium longum und Bifidobacterium infantis nicht nur bei Histaminintoleranz eine potenzielle Rolle spielen können
Unterstützende Maßnahmen: Vitamin C und Vitamin B-6 dienen der DAO als Co-Faktoren
Medikamente: Antihistaminika können helfen, die Symptome zu lindern.
Gentest
Ein Gentest kann bei der Diagnose einer Histaminunverträglichkeit helfen, indem er Aufschluss über genetische Varianten der Enzyme DAO (Diaminoxidase) und HNMT (Histamin-N-Methyltransferase) gibt. Diese Enzyme sind für den Abbau von Histamin im Körper verantwortlich. Genetische Veränderungen können dazu führen, dass diese Enzyme weniger aktiv sind, was zu einem Histaminüberschuss und damit zu Beschwerden führen kann.
Warum ein Gentest sinnvoll sein kann
DAO-Mangel: Ein genetisch bedingter DAO-Mangel ist eine häufige Ursache für Histaminunverträglichkeit. Der Gentest kann zeigen, ob du eine genetische Variante hast, die die DAO-Aktivität beeinträchtigt.
HNMT-Mangel: Auch Veränderungen im HNMT-Gen können den Histaminabbau beeinflussen, insbesondere in Zellen, wo DAO nicht aktiv ist (z. B. im Gehirn oder in der Haut).
Klarheit schaffen: Ein Gentest kann helfen, die Ursache der Beschwerden zu verstehen und die Diagnose zu sichern, insbesondere wenn andere Tests (z. B. DAO-Bluttest) nicht eindeutig sind.
Stuhluntersuchung (Histamin im Stuhl messen)
Was wird gemessen?: Die Konzentration von Histamin im Stuhl kann gemessen werden, um Rückschlüsse auf die Histaminmenge im Darm zu ziehen. Ein erhöhter Histaminspiegel im Stuhl kann auf eine übermäßige Histaminproduktion durch Bakterien oder eine gestörte Histaminabbaukapazität hinweisen.
Aussagekraft: Die Stuhluntersuchung gibt Hinweise auf die lokale Histaminbelastung im Darm, ist aber nicht immer direkt mit systemischen Symptomen (z. B. Kopfschmerzen, Hautreaktionen) verknüpft.
Einsatz: Diese Methode wird oft bei Verdacht auf eine Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmbakterien) oder bei chronischen Darmerkrankungen eingesetzt.
Histaminbildende Bakterien im Darm
Einige Bakterien im Darm sind in der Lage, Histamin zu produzieren. Diese histaminbildenden Bakterien können bei Menschen mit einer Histaminintoleranz oder einer gestörten Histaminabbaukapazität (z. B. durch verminderte DAO-Aktivität) zu Problemen führen. Das von den Bakterien produzierte Histamin kann die Darmschleimhaut passieren und in den Blutkreislauf gelangen, was zu typischen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Hautreaktionen oder allergieähnlichen Reaktionen führen kann.
Welche Bakterien sind betroffen?
Einige Bakterienstämme, die Histamin produzieren können, sind:
Lactobacillus casei
Lactobacillus reuteri
Lactobacillus bulgaricus
Escherichia coli (E. coli)
Enterobacter spp.
Klebsiella spp.
Diese Bakterien nutzen die Aminosäure Histidin, die in bestimmten Lebensmitteln enthalten ist, und wandeln sie in Histamin um. Dies geschieht durch das Enzym Histidin-Decarboxylase.
Folgen von histaminbildenden Bakterien
Erhöhte Histaminbelastung: Wenn zu viele histaminbildende Bakterien im Darm vorhanden sind, kann dies zu einer erhöhten Histaminmenge im Körper führen.
Symptome einer Histaminintoleranz: Die überschüssige Histaminmenge kann Symptome wie Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Hautausschläge oder Kopfschmerzen auslösen.
Entzündungen: Histamin kann entzündliche Prozesse im Darm fördern, was bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) problematisch sein kann.
Was kann man tun?
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Ernährung anpassen: Reduziere den Verzehr von Lebensmitteln, die reich an Histidin sind (z. B. gereifte Käsesorten, fermentierte Produkte, Fisch, Rotwein). Vermeide Lebensmittel, die das Wachstum histaminbildender Bakterien fördern können (z. B. Zucker, stark verarbeitete Lebensmittel)
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Probiotika sorgfältig auswählen: Einige Probiotika enthalten histaminbildende Bakterienstämme. Achte darauf, Probiotika zu wählen, die histaminneutrale oder histaminabbauende Bakterien enthalten (z. B. Bifidobacterium infantis oder Bifidobacterium lomgum, Lactobacillus Gasserii).
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Darmsanierung: Eine gezielte Therapie zur Unterstützung einer gesunden Darmflora kann das Gleichgewicht der Bakterien im Darm fördern. Die Kombination von Probiotika, Glutamin und Akazienfasern könnte dabei eine hilfreiche Methode zur Darmsanierung darstellen. Glutamin wird mit der Regeneration der Darmschleimhaut in Verbindung gebracht, während Akazienfasern potenziell zur Stärkung der Darmflora beitragen können. Solch eine Kombination könnte bei der Unterstützung der Verdauungsfunktion von Nutzen sein und zur allgemeinen Gesundheit des Darms beitragen.
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